Unser Fleder-Mausi

Mausi, die Süße, war eine ulkige, kleine Fledermaus. Sie hatte einen gebrochenen Flügel und sie war doch ein echtes Sonntagskind, denn Mausi kam an einem Sonntag zu uns und blieb bis ans Ende ihrer Tage, was noch fast drei glückliche Jahre für sie und auch uns bedeutete, denn wir hatten immer einen Heidenspaß mit ihr.

Vor vier Jahren gab es ungewöhnlich viele Fledermäuse hier in der Umgebung. Mausi, die an der viel befahrenen Hildburghauser Straße gefunden wurde, hatte unverschämtes Glück, dass ihr nicht noch mehr passiert war als ein gebrochener Flügel. Als eine Frau versuchte, sie von der Straße aufzuheben, hat das völlig verängstigte Tier sie in den Finger gebissen. Deshalb hieß es, dass Mausi die Tollwut habe. Es wurden offizielle Untersuchungen angeordnet, die kein Ergebnis brachten. Trotzdem hieß es, die Fledermaus solle unverzüglich getötet werden.

Dem zuständigen Amtstierarzt in Zehlendorf war ebenfalls kein einziger Fall von Tollwut bei Fledermäusen hier in der Gegend bekannt. So haben wir Mausi weiter beobachtet, aber keine Tollwut weit und breit. Mausis gebrochenen Flügel wurde verarztet, wie es sich gehört, wir haben sie gefüttert und aufgepäppelt. Als Belohnung hing sie jeden lieben, langen Tag vor meinem Fenster in einer alten Eiche und baumelte mit sich und der Welt zufrieden vor sich hin.

 

Nach drei Jahren ist Mausi dann eines natürlichen Todes gestorben und unter großer Anteilnahme der gesamten Praxis im Garten beerdigt worden.

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